Der erste Sieg
Am letzten Spieltag kam der sportliche Durchbruch: in Spielberg, der Sprudel-Hochburg, wurde der TC Stromberg mit 3:6 niedergerungen. Endlich hatten wir mit unserem Bier gegenüber den Sprudeltrinkern einen trefflichen Vorteil. Dies veranlasste offenbar den Fontanis-Fürsten Rummler über eine Sportversion des Sprudels nachzudenken. Das Fass vor Ort war schnell geleert und in dem Cubbaräckle keine stille Reserve, so wurde die Siegesfeier nach Schwieberdingen in den noch funktionierenden Schloßhof verlegt. Aber damals fing´s dort schon an zu krieseln – nach der zehnten Flasche Sekt meinte der Wirt mit derselben höhlernen Überzeugungskraft, mit der wir manchmal – Pardon – ganz selten AUS! rufen, er hätte keinen Sekt mehr! Wir sind wenigstens so fair und schieben ein überzeugendes „Kommen Sie her, sehen Sie sich den Abdruck an!“ nach. Nicht so hier. Zu gerne hätten wir den Weinkeller inspiziert und feste weiter gefeiert.

Etwas Kurioses am Rande: Der Tie-break war damals noch nicht offiziell eingeführt, jedenfalls weist die WTB-Ergebniskarte des Sieges über den TC Stromberg ein Matchergebnis von 2:6, 6:8 aus; bei unserer ersten Vereinsmeisterschaft im selben Jahr wurde jedoch Tie-break gespielt. Der Chronist erinnert sich noch gut, wie er von hilfesuchenden Spielern zu jedem Match gerufen wurde, bei dem es gerade 6:6 stand.

Doch auch dieser Sieg verhalf uns nicht zu eigenen Tennisplätzen. Dabei sah im März 1973 doch alles wieder einmal gut aus: Der Gemeinderat hatte den Bebauungsplan Frauenwiesen und die vorzeitige baurechtliche Genehmigung der Tennisplätze beschlossen.

Die Brandrede
Ja, und dann kam er – der Einspruch des Jahrhunderts am 13. April 1973: 26 Anrainer und solche, die sich selbst dazu ernannten, legten Protest ein: Sie zeigten sich über den Anblick von Tennisplätzen und nächtliches An- und Abfahren von Autos indigniert, vom Spielbetrieb akustisch gestört, insbesondere aber fürchteten sie Musik, Lautsprecherdurchsagen und das Geschrei (!) der Zuschauer bei Turnieren.
Schlimm war’s, und Hermann Hanle in der Kur. So musste Sportwart Manfred Nonnenmann auf der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 9. Mai 1973 die Vereinsinteressen vertreten. und er tat’s, kräftig unterstützt von einer Menge TCS-Kämpen, mit einer Brandrede, wie die Ludwigsburger Kreiszeitung feststellte. ”Uns aber mit dem TC Weißenhof in Stuttgart zu vergleichen, hieße, den Schwieberdinger Fußballverein mit Ajax Amsterdam gleichzusetzen.” Das leuchtete ein, der Einspruch wurde abgeschmettert.

Der Durchbruch
War das endlich der Durchbruch? Der Grunderwerb stieß auf unüberbrückbare Hindernisse. Alles stagnierte. Wieder wurde der Sportplatz angeboten wie gestrige Weckle. Da zog Hermann Butzer das Kaninchen aus dem Hut: Herrenwiesen! Zwar nicht vorne, wie anderthalb Jahre zuvor, dafür halt hinten am Bahndamm. Der sechste Standortvorschlag! Wiederum viele Bedenkenträger! Aber alle Bedenken konnten ausgeräumt werden. Dafür kämpfte der TCS-Vorstand nun mit neuen Gegnern: mit dem Wasserwirtschaftsamt, mit dem Landschaftsschutz.
Der Sportwart ließ die ersten Vereinsmeisterschaften auf den Plätzen des TC Kornwestheim abrollen. Auf fremder Gemarkung wurden Ulrich Blankenhorn und Ingrid Nonnenmann die ersten Schwieberdinger Tennismeister.

So ging das Jahr ´73 dahin.
Zwei Jahre war der Verein bereits alt und noch immer keine Plätze. Am Standort Herrenwiesen fehlte ein Schlüsselgrundstück, der Baumgarten – das ist der Streifen auf dem heute das Clubhaus und der Platz 6 stehen. Hermann Hanle betätigte sich als Makler für Grundstücke, um auch dieses wichtige Grundstück erwerben zu können.

Und dann, im Frühjahr 1974, war es soweit. Alle Grundstücke waren im Gemeindebesitz und konnten dem TCS zur Nutzung übergeben werden. Der Bau konnte beginnen. Und wie er begann! – Doch das ist eine andere Geschichte, siehe Artikel „Eigenbau“.

Platzweihe
Hier in der Chronik sei nur soviel erwähnt, daß am 8. September 1974 vier Plätze mit einer zünftigen Fête eröffnet worden sind. Die Feierlichkeiten fanden natürlich im Freien auf der Baumwiese statt, denn ein Clubhaus gab es noch nicht. Dafür einen idyllischen Bauwagen, der etwas seitab abgestellt war und nur dem Umziehen diente.
Damit war eine lange Wartezeit zu Ende gegangen.

Festgehalten werden muss, dass dies nur durch den enorm hohen Arbeitseinsatz vieler Mitglieder möglich war. Der Rohbau der Plätze mit den Drainagearbeiten und der Verlegung der Wasserleitungen wurde fast ausschließlich in Eigenleistung erstellt.

Mit viel Freude wurden die ersten Vereinsmeisterschaften am 21./22. September 1974 auf den eigenen Plätzen ausgetragen. Die ersten Meister wurden: Ingrid Nonnenmann und Wolfgang Flegel.

Das Clubhaus entsteht
Die vordringliche Aufgabe für den Vorstand in den nächsten Jahren war nun die Planung, Erstellung und Finanzierung eines Clubhauses. Wieder wurden Pläne geschmiedet und verschiedene Standorte geprüft. Letztendlich wurde die Baumwiese zur Hälfte geopfert und eine preisgünstige Bauweise mit vorgefertigten Elementen gefunden. Aber was heißt schon „preisgünstig“ für einen noch jungen und kleinen Club, der noch vier Tennisplätze abzustottern hat?
Doch gegenüber der Erstellung der ersten Plätze waren Planung und Bau des Clubhauses das reinste Vergnügen und bereits am 17. Juni 1976 konnte vom 1. Vorsitzenden Hermann Hanle das schmucke Clubhaus seiner Bestimmung übergeben werden. Jetzt hatte der Club auch sein geselliges Zentrum, eine kleine Küche und saubere Umkleide- und Sanitärräume. Bis dahin war es nach dem Motto „die Damen nach links, die Herren nach rechts“ gegangen. Rückblickend kann man sagen, dass es gerade diese beschränkten Möglichkeiten der ersten Anfänge waren, die zu einer starken Bindung der Mitglieder untereinander und zur Bildung eines harten Kerns geführt hatten. In der zweiten Hälfte der Achtziger-Jahre ließ die Verbundenheit der Mitglieder untereinander und mit ihrem Club leider stark nach. Eine allgemeine Zeiterscheinung oder eine Folge des Überflusses?

Spatzenbretter
An dieser Stelle sei auch der Nachwuchsförderung gedacht, die schon 1973 in der Kelterturnhalle mit „Spatzenbrettern“ (Schlägerimitationen aus Sperrholz) begonnen und nun ab 1975 auf die eigenen Plätze mit echten Schlägern verlegt wurde. Diese Eigenleistungen zum ideellen Ziel des Vereins wurden parallel zu den enormen Arbeitsbeiträgen zum Vermögenshaushalt des Vereins geleistet und waren für viele Mitglieder immer eine Selbstverständlichkeit.

In den nächsten Jahren standen nun Arrondierungsaufgaben an. Pflanzaktionen wurden durchgeführt, Rasen gesät, Bäume und eine Vielzahl von Büschen gepflanzt, und auch das alles in Eigenleistung!

Eine eigene Tennishalle?
Schließlich 1977 kam der Platz 5 hinzu und kaum, dass er stand, kam die Idee, dort eine Tennishalle zu bauen! Wieder ging die Planerei los, die potemkinsche Halle rum und num geschoben. Aber man konnte sie drehen und wenden, wie man wollte, es ging nur eine Ein-Feld-Halle drauf. So kam es wie es kommen musste: am 14. Dezember 1979 wurde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung das Projekt mit 35:2 Stimmen bei 8 Enthaltungen begraben. Die beschränkten sportlichen Möglichkeiten, die lokale Trennung vom Clubhaus, die erneute Verschuldung des Clubs und die Frage, wer das alles im Schuss halten und pflegen soll, führten zur Ablehnung. Rückblickend war diese Entscheidung richtig.

So kam es dann 1979 zu der erfreulichen Situation: der Club ist nach dem Bau eines Clubhauses und von fünf Tennisplätzen innerhalb von nur fünf Jahren schuldenfrei! Und nicht nur Bauvorhaben waren realisiert worden, sondern auch eine Platzwalze, eine Ballwurfmaschine und eine Garage für die Geräte angeschafft.